Luftbild mäandrierender Fluss mit Aue
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Charakteristisch für Auen ist ihre besondere Dynamik. Sie sind geprägt durch Überflutungsereignisse, die Umlagerungen von Sedimenten und Bewuchs mit sich bringen, so dass sich die Auenflora- und -fauna ebenfalls in ständigem Umbruch befinden.
Diese Prozesse zu verstehen und zu modellieren hat praktischen Nutzen für Renaturierungsprojekte an Flüssen und Auen. Dabei geht es um Leitbilder, Erfolgskontrolle, die richtigen Initiierungsmaßnahmen und letztlich auch Kosteneffizienz.
Bei dem vom Helmholtz Institut für Umweltforschung (UFZ), Leipzig, dieses Jahr in Kooperation mit der Universität Kassel vom 19. bis 20.3.2025 organisierten wissenschaftlich geprägten Auenökologischen Workshop ging es in vielen der über 20 Vorträgen und einigen Ausstellungsplakaten einerseits um die aussagekräftige Definition von Entwicklungszielen, andererseits um die Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen für Auen.
Mehrfach betonten die Vortragenden, dass die Trennung von Fluss und Aue in bestehenden Zustandsbewertungen eine künstliche ist, die aber sehr praxisrelevant ist: Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) definiert die biologische Qualität von Gewässern anhand der aquatischen Lebensgemeinschaften, ohne Berücksichtigung der Uferbereiche. Somit bestehen bei Gewässerrenaturierungen zur Umsetzung der WRRL bisweilen Schwierigkeiten, den Beitrag einer Reaktivierung von Auen zum biologischen Zustand des Gewässers darzulegen.
Das BfN berichtete von Herausforderungen beim BfN-Förderprogramm Auen. Für die Festlegung von Entwicklungszielen gibt es eigene Leitbilder für eine naturnahe Aue, aber noch viel Lernbedarf für eine passgenaue Zieldefinition von Projekten und für eine kosteneffiziente Erfolgskontrolle.
Eine Abkehr von statischen Erhaltungszielen zu dynamischen Prozessen muss auch für Natura 2000/ FFH-Gebiete stattfinden, wenn in diesen Gebieten eine dynamische Entwicklung von Fließgewässern und Auen ermöglicht werden soll.
Für die Entwicklungsziele von Auen spielen nicht nur Leitarten und Artenvielfalt eine Rolle, sondern es wurde auch von verschiedenen Vortragenden empfohlen, die Bedeutung für den Landschaftswasserhaushalt und Biotopverbünde in ein umfassendes Zielkonzept aufzunehmen.
Das BUND Auenzentrum in Lenzen berichtete von Steuerung der Überflutungshäufigkeiten durch auf unterschiedliche Hochwasserstände angepasste Schlitzungen des alten Deiches bei der Deichrückverlegungsmaßnahme in Lenzen und Erfahrungen mit der Auwald-Naturverjüngung.
Die Deutsche Umwelthilfe stellte ihr Projekt Wilde Weiden vor, bei der Auen durch extensive Beweidung mit Wildpferden und Wasserbüffeln genutzt werden.
Aufgrund schlechter Zugänglichkeit von Auen stellen sich besondere Herausforderungen. Mehrere Vorträge präsentierten neue Ansätze für die Kartierung per Fernerkundung mit Unterstützung von Satellitendaten, Orthofotos mit Drohnen und KI, um Kosten zu sparen und häufigere Erhebungen zur Abbildung dynamischer Entwicklungen in der Aue zu ermöglichen.
Interessant zum Thema Auenzustandbewertung: Das BfN-geförderte Projekt zur biozönotischen Bewertung der Qualität von Auen (BioAu) ist in der ersten Phase abgeschlossen und befindet sich in der praktischen Erprobungsphase. Das Verfahren baut auf bestehenden Auentypologien (Koenzen 2005) und deutschen Taxalisten auf, beschränkt sich ausdrücklich auf Indikatorarten und soll so schnell und kosteneffizient einsetzbar sein. Zunächst wird mit einem Einsatz in Projekten zur Erfolgsbeurteilung gerechnet, keine flächendeckende Anwendung. BfN-Schriften 655 - Biozönotische Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen an Gewässerufern und in Auen Kathrin Januschke, et al. 2023.
Hinweis auf anstehende Publikation: Ergebnisse des BfN-geförderten Forschungsprojekt zu Ansätze zur Lösung des Spannungsfeldes zwischen konservierendem Naturschutz unter Natura 2000 und prozessorientiertem Naturschutz, wie er bei der Auenentwicklung benötigt wird - Projekt DynAu (Abschlussbericht liegt noch nicht vor)