BUND-Kreisgruppe Düsseldorf
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Öffentliche Gewässerschau an der südlichen Düssel - Teil II

20. November 2024 | Gewässerrenaturierung

Bei der zweiten Begehung der südlichen Düssel am 18.11.2024 von Eller bis Wersten ging es um eine breite Themenpalette von Verschlammung über Entenkot bis zur Hoffung auf den Lachs ...

Spaziergänger an kleinem Fluß Gewässerschau an der südlichen Düssel  (Foto: Stephanie Schauhoff)

Am Montag, 18. November, fand wieder eine Gewässerschau der südlichen Düssel unter Leitung von Herrn Bode (von der Unteren Wasserbehörde im Amt für Umwelt und Verbraucherschutz der Landeshauptstadt Düsseldorf) statt. Diesmal ging es von der Kreuzung Gumbertstraße/Karlsruher Straße bis zum Spaltbauwerk Werstener Dorfstraße. Es hatte sich wieder eine Gruppe von ca. 20 Anwohnern, Mitgliedern von Naturschutzorganisationen, Ortsbeiräten und Angestellten der Stadt eingefunden, die mit viel Interesse und Fragen den Ausführungen von Herrn Bode folgten.

Am Startpunkt läuft die Düssel 300 m unterirdisch unter der Kreuzung her, was Fische wohl nicht aufhält. Im folgenden Abschnitt bis zum Haustertshofweg wurde bereits früher die Betonwanne entfernt, Kiessubstrat eingebracht und die Ufer neu bepflanzt. sowie eine kleine "Sekundäraue" angelegt. In diesem Bereich befindet sich auch ein Niederschlag-Aufreinigungsbecken, in dem Feststoffe abgeschieden und ölhaltige Verunreinigungen abgetrennt werden. Das so gereinigte Niederschlagswasser wird dann in die Düssel geleitet.

Ab dem Haustertshofweg bis zum Werstener Feld fließt die Düssel noch in einer Betonwanne. Für dieses Stück gibt es derzeit auch keine Renaturierungspläne, da es aus Platzgründen wenig Entwicklungsmöglichkeiten gibt.

Am Zufluß des Eselsbaches fiel auf, dass das Wasser der Düssel sehr trüb, das des Eselsbaches aber klar war. Herr Bode erläuterte, dass die Trübung nach Niederschlägen auftritt und durch mitgerissene Erde aus der Landwirtschaft im Bergischen Land entsteht. Man ist mit dem Bergischen Kreis im Gespräch um die Bauern zu bewegen, die Felder nicht bis ans Flussufer bzw. zumindest parallel zum Flußufer zu bewirtschaften. Denn das angeschwemmte Sediment setzt sich in der Düssel ab, wenn die Fließgeschwindigkeit gering ist.

So besonders in dem Bereich vor dem Werstener Spaltbauwerk. Dieser Teil wurde als einer der ersten bereits 1986 renaturiert, und das  Flussbett - aus Sicht heute vorhandener Erfahrung - zu breit gestaltet. In der Folge hat sich dort auf dem Boden inzwischen eine 50 cm hohe Schlammschicht gebildet, was die für ein "sandgeprägtes Tieflandgewässer" typische Bodenbesiedlung verhindert. Eine Entschlammung wäre allerdings sehr teuer.

Ein weiteres Problem an dieser Stelle sind die vielen Enten, die leider auch immer wieder mit Brot gefüttert werden. Dies ist ein ökologisches Problem, da jede Ente 400g Ausscheidungen pro Tag produziert, was bei der Entenzahl eine große Belastung für das Gewässer darstellt. Auch das gefütterte Brot ist ein Problem, da es oft nicht gefressen wird, auf den Flussgrund absinkt und dort vergammelt und Sauerstoffmangel verursacht.

Am Spaltbauwerk an der Werstener Dorfstraße wird Wasser in die innere Düssel abgeleitet und die südliche Düssel geht durch ein unterirdisches Stück in den Brückerbach über. Bei Rheinhochwasser ab 6,40m werden die Zuflüsse der inneren Düssel in den Rhein abgeschottet und auch der Zufluß hier am Spaltbauwerk wird geschlossen, so dass im Stadtbereich keine Hochwassergefahr an der inneren Düssel besteht.

Am Spaltbauwerk befindet sich auch die vierte und letzte Fischtreppe, die die Düssel vom Rhein her für Fische zugänglich macht. Sie wurde 2007 gebaut und zur Überprüfung wurden hier mit einer Reuse über längere Zeit Fische abgefangen und untersucht. Es wurden 17 verschiedene Fischarten, incl. 2 Aquariumfischarten, sowie 2 Krebsarten gefunden. Leider war hier noch kein Lachs dabei. Aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben: im Kittelbach wurden schon "Salmonide" gesichtet...

Die Anwohnerfrage, ob Ratten ein Problem seien, wurde verneint, ggfs. würden an hotspots Fallen aufgestellt. Weiterhin wurde nach der Ursache für die häufig zu beobachtenden kleinen Schaumkrönchen gefragt. Herr Bode erläuterte, dass diese aus der Erkrather Kläranlage kämen, man aber trotz intensiver Suche die zugrunde liegende Ursache bisher nicht finden konnte. In jedem Fall ist nachgewiesen, dass es kein Problem für das Leben in der Düssel darstellt.

Zum Abschluß erläuterte Herr Bode noch die gesetzlichen Vorgaben: Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, dass alle Gewässer bis 2027 in einen "guten" Zustand versetzt werden müssen. Dies sollte startend in 2009 in 3 Bewirtschaftungszyklen a 6 Jahren erfolgen. Inzwischen zeigt sich in vielen Ländern, dass das nicht zu schaffen ist. Die Planungen reichen jetzt schon bis 2033 und es wird erwartet, dass die EU die Zeiträume streckt. In Düsseldorf beispielsweise sind insgesamt 140 km Fließgewässer in einen ökologischen Zustand zu versetzen. Dies schafft man mit den vorhandenen Ressourcen nicht in 20 Jahren. Die Kosten für den 1. und 2. Renaturierungsabschnitt der Düssel lagen im 7-stelligen Bereich, wovon die Kommune 20% aufbringen muss, das sind bei 1-2 Mio. immer noch 200-400T€! 

Das nächste Renaturierungsprojekt ist die Freilegung des Kittelbachs auf dem Mercedes-Gelände an der Piwipp und die Renaturierung des Kittelbachs über 400m mit 9.000m3 Erdabtrag. Der Plan ist an den Entwässerungsbetrieb übergeben und sollte im Januar 2025 beschlossen werden.

Die nächsten Gewässerschauen werden im Frühjahr 2025 im Düsseldorfer Norden stattfinden. Wir werden wieder rechtzeitig über die Termine informieren...

 

 

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