Bürgerbeteiligung zum Thema Zukunft Innenstadt
(Bild: screenshot Stadt Düsseldorf-Stadtmarketing)
2023 wurde das Raumwerk D vom Rat der Stadt beschlossen mit einer Strategie für die Stadtentwicklung der nächsten Jahrzehnte. Ein Bestandteil ist der Schlüsselraum „Zukunft Innenstadt“. Düsseldorf Marketing hat in einer Analyse und mehreren Workshops mit der Stadtverwaltung unter Einbeziehung bereits vorhandener Projekte und zahlreicher neu entwickelter Ideen 34 Projektideen herausgefiltert, die nun vom 21. März bis 18. April 2025 den Bürgern zur Bewertung und Kommentierung auf der Beteiligungsplattform von Düsseldorf Marketing vorgelegt wurden.
Grüne Themen sind Spitzenreiter in der Umfrage
Die Themen, die mit Abstand die meiste Zustimmung finden (am 13.4.25 schon zwischen 160 und 199 Stimmen von 299 Teilnehmern) sind: „Klimaanpassung Straßen- und Platzräume“, „Entsiegelung & Begrünung Straßen und Plätze“, „Bioklimatische Anpassung der Innenstadt“, „Neue Nutzungen und Begrünung für Flachdächer“. Es folgt die für eine lebenswerte Innenstadt wichtige Projektidee „Strategien für nachhaltige Wohnraumentwicklung“. Weniger gefragt sind zusätzliche Veranstaltungsformate oder ein Sport-Ponton auf dem Rhein.
Die von den Düsseldorfer*innen gewählten Top-Themen machen den Stellenwert der Klimaanpassungsthemen deutlich, und wir haben sie uns näher angesehen. Leider enthalten die Projektideen nur allgemeine Formulierungen.
Beispiel Spitzenreiter Projektidee „Klimaanpassung Straßen- und Platzräume“: „Straßenräume und Plätze sollten nicht nur reine Verkehrsflächen sein, sondern Orte, an denen sich die Menschen gerne aufhalten. Eine Maßnahme ist, die Straßenräume für alle frischer, grüner und letztlich schöner zu machen. Durch kleine Pocket-Parks, entsiegelte Flächen und schattenspendende Bäume wird nicht nur das lokale Stadtklima verbessert. Es soll angenehme Räume in der Mitte geschaffen werden, in denen die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer verweilen und sich wohlfühlen.“
BUND fordert: Öffentlichen Workshop für konkrete Flächen für Klimaanpassung und neue Nutzung des öffentlichen Raums
Auf dieser allgemeinen Ebene kommt die Stadt allerdings nicht vom Reden ans Handeln. Daher ist für den BUND Düsseldorf dringlich: Jetzt müssen die konkreten Flächen identifiziert werden, in einem Beteiligungsverfahren mit öffentlichen Workshops, bei dem die Nutzung des öffentlichen Raums in der Innenstadt neu gedacht wird. Sonst verpufft die schöne Vision.
Dabei muss für ganze Viertel gedacht werden - mit zentralem Platz begrünt mit Aufenthaltsqualität, mit Kinderspielplätzen, Bewegungsangeboten, Multifunktionsflächen etc...- unter Berücksichtigung berechtigter Belange wie Lieferverkehre, Behindertenparken.
Entsiegelung und Begrünung passieren nicht einfach so. Das zeigen schon die Schwierigkeiten der Stadt, Standorte für Bäume zu finden.
Konkrete Vorschläge mit Beteiligung von Bürgern und zivilgesellschaftlichen Organisationen, klare politische Beschlüsse mit Bereitstellung von Geldern - Fortführung Finanzierung Klimaanpassung - und dann konsequente Umsetzung!
Entsiegelung jetzt großflächig planen, nicht nur Pilotflächen
Enttäuschend, dass die Projektidee „Entsiegelung & Begrünung Straßen und Plätze“ begrenzt ist auf die Suche nach einer „geeigneten Fläche im Zentrum“ und ein „Pilotprojekt als positives Beispiel“. Positive Beispiele gibt es in anderen Stadtteilen, wie am Bachplätzchen. Wenn noch ein Positivbeispiel für nötig gehalten wird, muss trotzdem gleichzeitig die flächendeckende Planung von Entsiegelung beginnen.
"Auf der Bilker Straße, zwischen Benrather Straße und Bastionsstraße, soll ein autofreier, multifunktionaler Aufenthaltsraum in der Carlstadt erprobt werden. Die temporäre Umgestaltung bietet Raum für Begegnung und Kultur und ermöglicht eine Diskussion über die zukünftige Nutzung des Stadtraums. Es wird geprüft, ob und wie eine dauerhafte Veränderung umgesetzt werden kann, um die Straße und die angrenzenden Kultureinrichtungen (Heinrich-Heine-Institut, Schumann-Haus) attraktiver miteinander zu verbinden."
Auch hier gilt: Zeitnah erproben und dann verstetigen mit Entsiegelung und Begrünung! Der Titel der Projektidee „Straße der Romantik und Revolution“ lässt das Thema nicht vermuten, sonst gäbe es sicher noch mehr Klicks (80 von 344 per 16.4.2025).
Handlungsempfehlungen aus Raumwerk D zur „Entwicklung des Kulturraums entlang des Blaugrünen Rings“ und „Klimafunktion der Rheinlandschaft schützen“ haben es nicht in die Projektideen der Stadt geschafft.
Technische Probleme erschweren die Beteiligung
Bei der Online-Beteiligung standen die Nutzer vor zahlreichen technischen Problemen. Die Daumen-Runter-Funktion fehlte zunächst und wurde erst am 15.4., also in den letzten Tagen, auf Nachfrage von Düsseldorf Marketing aktiviert. Also kein Wunder, dass es nur einzelne ablehnende Daumen gibt.
Zudem waren nicht alle Projektideen kontinuierlich online, oft nur 32 oder 33 von 34. Das technische Problem konnte vom Marketing Düsseldorf bis zuletzt nicht gelöst werden. Betroffen waren mindestens die Projektideen „Multifunktionale Straßenräume für viele“ (wohl fast zwei Wochen lang) und die Neuausrichtung Schadowstraße.
Hier der Text der lange unsichtbaren Idee: „Multifunktionale Straßenräume für viele: Straßen sollten so gestaltet werden, dass sie für alle Verkehrsteilnehmenden gut nutzbar bleiben und gleichzeitig mehr Aufenthaltsqualität bieten. Intelligente Lösungen wie Quartiersgaragen können den Parksuchverkehr reduzieren, autofreie Testphasen sollen zeigen, wie Räume auch abseits des Verkehrs vielfältiger genutzt werden können. Ziel soll sein, lokale Verkehrsströme zu beruhigen und gleichzeitig attraktivere Räume für verletzlichere Verkehrsteilnehmende wie Fußgängerinnen und Fußgänger oder Radfahrerinnen und Radfahrer zu schaffen.“
Etliche Teilnehmer der Umfrage merkten, dass die Idee einer gleichzeitigen Nutzung durch alle Verkehrsteilnehmenden auf den meisten Straßen nicht umsetzbar ist und eine Priorisierung bei der Aufteilung des Straßenraums nötig ist. So entspann sich online eine lebhafte Diskussion. – Prioritäten bei der Aufteilung des Straßenraums unter den Verkehrsmitteln sollen nach dem Zielkonzept des Mobilitätsplan D eigentlich schon seit Jahren festgelegt werden, indem separate Netze für Autos (MIV), ÖPNV, Radverkehr und Fußverkehr definiert werden.
Klicks und Kommentaren sind dadurch beeinträchtigt, dass manche Themen nicht kontinuierlich online sichtbar waren. Als die Themen Schadowstraße und Multifunktionale Straßenräume auf Nachfrage am 15.4.2025 wieder online erschienen - mit entsprechend weniger Klicks und Kommentaren -, verschwand ab 15.4.2025 der ursprüngliche Spitzenreiter „Klimaanpassung Straßen- und Stadträume“, der so von Entsiegelung & Begrünung Straßen und Plätze überholt werden konnte. (226 Daumen hoch bei 344 Teilnehmern per 16.4.2025)
Die Projektidee „Leitlinien Stadtidentität“ führte bei den Nutzern zu Fragezeichen, denn dort stand kein diesbezüglicher Text, sondern versehentlich nochmal der Text zum Zentrenmanagement Friedrichstraße.
Schließlich wäre eine Darstellung des relevanten Bereichs „Innenstadt“ hilfreich gewesen. Wegen des Bezugs auf Raumwerk D, vermuten wir die dortige Abgrenzung. Diese war den Bürgern oft wohl nicht bekannt, denn viele Kommentare bezogen sich auf Bilk, Oberbilk oder den Bahnhofsvorplatz, die im Raumwerk D nicht zum Bereich „Innenstadt“ gehören.