BUND-Kreisgruppe Düsseldorf
Jetzt spenden Mitglied werden

Gewässerschau am Kittelbach

10. April 2025

Der Kittelbach ist interessant sowohl in Sachen Hochwasserschutz im Düsseldorfer Stadtgebiet als auch zum Thema Renaturierung von Fließgewässern im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie. Eine Sekundäraue als Flutmulde für mehr Retentionsraum, Fischreichtum und noch viel Potenzial ...

Brücke über den Bach mit Durchlässen Spaltbauwerk am Beginn des Kittelbaches  (Foto: Birgit Höfer)

Die Gewässerschau am 31. März 2025 unter Führung von Herrn Bode von der Unteren Naturschutzbehörde beginnt an einem technischen Bauwerk zum Hochwasserschutz an der nördlichen Düssel: An dem vor ca. 100 Jahren erbauten Spaltwerk an der Heinrichstraße wird Wasser in der nördlichen Düssel angestaut und fließt über einen Überlauf in die innere nördliche Düssel. Diese kann hier bei Hochwasser vollständig gegen Überflutung abgeriegelt werden. Der Rest der Düssel fließt als Kittelbach weiter über einen Absturz, der für Fische nicht passierbar ist. Es läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie zum Ersatz des Spaltwerks durch ein modernes Bauwerk, das die Durchgängigkeit gewährleisten wird.

Das Bachbett des Kittelbaches ist in diesem Bereich vollständig begradigt, aber nicht betoniert. Der Bach ist mit seinem trapezförmigen Profil eng eingezwängt zwischen den beiden Seiten der Heinrichstraße. Die Ufer bestehen aus Lehm und zeigen deutlich Höhlen von Nutria oder Bisamratten. Stellenweise wurden Flechtzäune in geringem Abstand zum Ufer eingebracht, die verlanden und das steile Ufer schützen sollen. Seit einigen Jahren lässt man den Bewuchs mit Erlen zu, die sich direkt an der Wasserkante ansiedeln und mit den Wurzeln das Ufer stabilisieren können. Dieser Baum kommt mit häufigen Überflutungen der Wurzeln zurecht.

Unter dem Mörsenbroicher Ei fließt der Kittelbach in einem längeren Durchlass hinweg. Die bachbegleitende Begehung wurde fortgesetzt an den DB-Gleisen. Dort trat der Kittelbach 2021 bei dem Starkregen über die Ufer, so dass das Gleisbett der Bahn im Wasser stand und die Kleingärten an der Ostseite überschwemmt waren; diese wurden mittlerweile als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. In diesem Abschnitt war einer der typischen Neophyten an den Düsseldorfer Gewässern beim Austreiben zu sehen: Der Japanische Knöterich, dessen Wurzelstöcke so tief reichen, dass er allein durch Rückschnitt an der Oberfläche nicht auszurotten ist.

Nördlich der Straße An der Piwipp verlässt der Kittelbach den Durchlass unter dem Werksgelände und verläuft bis zum Flughafen durch einen Grünstreifen, in dem genug Platz für eine Aufweitung und Renaturierung besteht. Für das Gebiet nördlich der Straße an der Piwipp wurde 2024 der Planfeststellungsbeschluss für eine Renaturierungsmaßnahme gefasst. Bestandteil ist eine Flutmulde an einem neu angelegten Nebengerinne mit Sekundäraue, wodurch rund 9000 Kubikmeter Retentionsraum geschaffen werden. Derzeit laufen die technischen Planungen, Baubeginn ist frühestens 2027.

Nördlich des Wilseder Wegs wurde bereits 2012 eine kleinere Renaturierungsmaßnahme mit leicht mäandrierendem Bachverlauf im Rahmen der Unterhaltung durchgeführt. Hier sind Schilfbestände zu sehen.

Nach einer längeren Strecke im klassischen engen Bachbett mit wenig Spielraum für Maßnahmen weitet sich der Raum zum Kittelbachpark. Die letzten 1,8 Kilometer des Kittelbaches vor dem Flughafen wurden bereits 1992 renaturiert, wie an dem Alter der Bäume zu erkennen ist. Das Ufer wird parkähnlich freigehalten.

Der Kittelbach weist ein erstaunliches Artenreichtum bei den Fischen auf: 21 Fischarten z. B. Gründling und Aal. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Bitterlings an der Einmündung des Schwarzbachgrabens, wo auch die mit diesem Fisch in Symbiose lebenden Flussmuscheln vorkommen. Die Fische können über die anderen Arme der Düssel zugewandert sein. Die südliche Düssel ist mittlerweile durchgängig von der Mündung des Brückerbachs in den Rhein bis zur ungeteilten Düssel in Gerresheim und dort bis Erkrather Stadtgebiet. Ob Fische den 1,5 Kilometer langen Durchlass unter dem Flughafen durchwandern ist unklar und konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Die Begehung des Kittelbachs nördlich des Flughafens startet am 3. April 2025 nahe des Endes der Edmund-Bertrams-Straße am groß dimensionierten, bei der aktuellen Trockenheit trocken liegenden Schwarzbachentlastungsgraben. Der Kittelbach-Durchlass unter dem Flughafen ist ca. 1,5 Kilometer lang, hat eine Betonsohle ohne Substrat. Dennoch wurden über ca. 400 Meter Bachforellen gefunden.

Im Durchlass wird Regenwasser vom Flughafengelände eingeleitet. Die Frage nach PFAS-Verschmutzung dieser Einleitung wurde beantwortet: Die ehemals durch Löschschäume verursachte PFAS-Verschmutzung betrifft das Grundwasser und wird durch Grundwasseraufbereitungsanlagen beseitigt, deren abgereinigtes Wasser auch in den Kittelbach geleitet wird. Der Kittelbach wird auf PFAS verprobt.

Nördlich des Kittelbachs befinden sich hier Hochwasserrückhaltebecken. Der Bereich ist abgezäunt, weil die dort befindlichen Feuchtwiesen fast ganzjährig unter Wasser stehen und daher geeignetes Brutgebiet des Kiebitz sind. Der Wasserstand hält den Fuchs von den Gelegen ab. Zudem kommt hier als geschützte Amphibienart die Kreuzkröte vor. Diese profitiert von offenen Stellen im Boden. Insofern kann die Baustelleneinrichtung sich günstig für die Kreuzkröte auswirken.

Am Ufer des Kittelbaches wurden Herkulesstauden gesichtet. Dieser Neophyt ist sehr verbreitungsstark durch viele Samen. Sie wird bekämpft, weil sie phototoxisch wirkt und so Verbrennungen an der Haut verursacht. Das Planfeststellungsverfahren für die Renaturierungsmaßnahmen am Kittelbach nördlich des Flughafens bis zur Niederrheinstraße ist abgeschlossen, ab 2026 ist die Umsetzung geplant. Derzeit ist die Ausführungsplanung des SEBD in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. Die naturnahe Umgestaltung wird sich über ca. 1,7 Kilometer erstrecken, wobei das enge Bett wegen der angrenzenden Bebauung in vielen Bereichen bestehen bleibt.

Hinter der Niederrheinstraße fließt der Kittelbach Richtung Rhein über einen ca. 3 Meter hohen Absturz, den auch große Salmonide, also lachsartige Fische, nicht überwinden können. Im November kann man beobachten, wie sie hier springen, um dies zu versuchen. Die Meerforellen laichen im Substrat des Kittelbaches unterhalb des Absturzes. Dies lässt sich an beim Laichen blank gescheuerten Kiesflächen erkennen. Weitere Fischarten, die hier gefunden wurden, sind Flunder und Aal. Die Durchgängigkeit des Absturzes soll hergestellt werden. Dabei wird die Bachsohle Richtung Mündung wahrscheinlich angehoben. Die Planung soll den Kittelbach vom Absturz bis zur Mündung umfassen und wurde noch nicht begonnen.

Über den Fährerweg ist die Anlegestelle der Rheinfähre erreichbar. Dieser Bereich südlich von Kaiserswerth ist ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet. Bei der Renaturierung bietet sich eine teilweise Abflachung des Ufers auf den Wiesen an der Nordseite des Baches an. Die Mündung des Kittelbaches in den Rhein ist breit und einigermaßen naturnah, allerdings durch das Gefälle derzeit mit sehr hoher Fließgeschwindigkeit. Fische schwimmen eher bei höheren Wasserständen des Rheins in den Kittelbach rein, wenn die Gegenströmung geringer ist.

Fazit: Ein durch den Menschen gravierend verändertes Gewässer, an dem sich dennoch reichlich Potential für ökologische Aufwertung bietet.

Zur Übersicht